Nachträglicher Schallschutz für Fenster
Schalldämmung erklärt. Ich zeige dir wie du mit einfachen Schritten einen soliden Schallschutz für Fenster aufbaust – günstig und effektiv.
Viele meiner Audioaufzeichnungen geschehen in meinem Arbeitszimmer. Aus diesem Grund habe ich vor nicht allzu langer Zeit meinen Computer mit fast lautlosen Qualitätslüftern gefüttert. Ein Ergebnis, das sich (nicht) hören lässt: ohne das Licht, wüsste ich nicht, ob er ein- oder ausgeschaltet ist.
Aber eines hat mir das fehlende Brummen bewusstgemacht: der wirklich störende Lärm kommt von außen. Das Fenster stellt dabei mit Abstand die größte Schwachstelle dar.
Ganz klar erzielt man mit einem teuren Schallschutzfenster die besten Ergebnisse. Aber neue Fenster rauben die Geldtasche aus und stehen nicht immer zur Debatte. Mit diesen einfachen Schritten kommt man kostengünstig zu einem deutlich verbesserten Ergebnis.
Mit den folgenden Tipps und Tricks erhält man die beste Performance von Schallschutz-Produkten, die viele Leute gar nicht berücksichtigen. Dem effektiven Schallschutz für Fenster steht nichts mehr im Wege.
Was ist Schall
Schall ist die Fortbewegung einer Welle durch ein Medium (Luft, Wasser, Ziegel). Dabei drückt die Schallwelle die Teilchen zusammen und wieder auseinander. Jedes Teilchen gibt den Stoß an seinen Nachbarn weiter, so breitet sich Schall aus. Man kann sich die Wellen wie das Muster der Wasseroberfläche vorstellen, wenn man mit dem Finger ins Wasser tippt.
Wie oft diese Deformation pro Sekunde stattfindet beschreibt man mit der Einheit Hertz (Hz). Der Schall einer männlichen Stimme hat eine Frequenz von ca. 100 Hz. Ungefähr 3000 Hz hört man oft, wenn im Fernsehen etwas explodiert und das Gehör der Person anschließend pfeift. Hohe Frequenzen lassen sich leichter dämpfen als Tiefe.
Richtige Dichtung
Das Ausmaß eines Lochs
Stell dir vor, deine Nachbarn auf der anderen Seite der Wand wären ein laut streitendes Pärchen. Bei einer hitzigen Diskussion würdest du vielleicht dumpfe Stimmen hören, aber nichts verstehen. Nun stell dir vor, die trennende Wand hätte ein tennisballgroßes Loch. Durch diese Öffnung würde so viel Schall durchwandern, sodass es dir vorkäme, du stündest zwischen den zwei.
Typische “Löcher” sind die Spalten der Tür, undichte oder nicht perfekt schließende Fenster und Öffnungen für die Belüftung. Man kann hunderte Euro für den Schallschutz ausgeben, aber wenn Spalten, Ritze und Löcher nicht beachtet werden, ärgert man sich nur um das viele Geld.
Alle Lücken schließen
Der Schallschutz für Fenster beginnt bei intakten, gut umschließenden Dichtungen. Außerdem dürfen sie nicht zu alt sein. Die meisten normalen Dichtungen haben eine Haltbarkeit von 4 Jahren, in denen sie auch die versprochene Qualität besitzen. Mit porösen, verformten, steifen oder kaputten Dichtungen kann man sich keine Wunder erwarten. Dabei ist das mit z.B. dieser langlebigen Schaumstoffdichtung (Amazon) ganz leicht zu beheben. Schaumstoff eignet sich für den Schallschutz für Fenster und Türen perfekt. Der positive Nebeneffekt: die Heizkosten können sich merkbar reduzieren. Man glaubt kaum, wie viel warme Luft durch diese kleinen Schlitze wandert.
Das gleiche gilt auch für die Türen. Rundherum abgedichtet sorgen sie für fühlbar mehr Ruhe. Selbstverständlich ist das Thema Schallschutz damit nicht getan, der Lärm wandert eben durch Wand, Tür und Glasfläche, aber angefangen wird so. Zusätzlich empfehle ich für Türen diesen Zugluft Stopper (Amazon). Er ist eine günstige und schnelle Variante, um den sonst immer offenen Spalt unter der Tür abzudichten.
Frische, gute Dichtungen wirken Wunder und können ganz leicht selbst angebracht werden. Schaumstoffdichtungen sind die billigste, aber wichtigste und effektivste Methode, um schnell bessere Lärmdämmung zu erlangen. Möglicherweise reicht das Ergebnis für deine Bedürfnisse schon aus.
Absorption oder Reflexion
Eine schallgedämmte Mauer erfüllt beide Aufgaben: sie reflektiert einen Teil des Schalls von außen und absorbiert einen Teil der durch die Wand kommt. Für einen nachträglichen Schallschutz für Fenster muss man ganz klar unterscheiden, wie die störenden Geräusche an unser Ohr gelangen: einerseits dringt Schall von außen in den Raum und andererseits wird er im Raum vielfach reflektiert.
Absorption
Das ist der wichtigste Schritt für ein angenehmes Raumklima. Wenn etwas leiser werden soll, dann müssen die Schallwellen absorbiert bzw. schnell ausgelöscht werden. Das geschieht nur, wenn die Wellen in ein Material hineinversinken können und in diesem die meiste Energie abgeben können. Je dicker und dichter das Material ist, desto mehr Schallenergie kann aufgenommen werden. Für diese Art von Schallschutz eignen sich schwere Schallschutz-Vorhänge bis zu einem gewissen Grad.
Diesen billigen Noppenschaum bitte sofort vergessen. Er ist oft in Werkzeugkästen oder Verpackungen zu finden und dort passt er auch hin, nämlich als Polsterung und nicht als Schallschutz. Er ist dünn, weich und alles andere als dicht. Er bietet der Schallwelle einfach nicht genug Möglichkeit, ihre Energie abzugeben. Es stimmt zwar, diese weichen Materialien reflektieren den Schall so gut wie gar nicht. Aber was bringt das, wenn der Schall durch sie hindurchdringt, an der Wand dahinter sehr wohl reflektiert wird und weiter hallt?
Schallreflexion
Wer an nachträglichen Schallschutz denkt, hat meistens das typische Bild von dem gezackten Schaumstoff im Kopf. Aber Achtung: dieser ist meist nur für die Verminderung des Echos in einem Raum geeignet. Hohe Frequenzen sinken leicht in das Material ein und werden absorbiert, tiefe Frequenzen werden zwischen den Zacken hin und hergeworfen bis sie sich im Material verlieren.
Generell empfehle ich immer zuerst ein paar Euro in den sogenannten Akustikschaumstoff zu investieren. Dieser vermindert die Echo-Reflektion des Schalls und sorgt somit am schnellsten für eine verbesserte Ruhe – besonders in Räumen, die wenig Stoff besitzen (keine Vorhänge, Couch, gepolsterte Möbel). Eine billige aber effektive Variante stelle ich weiter unten vor.
Echo
Schallwellen in einem Raum werden an allen Oberflächen reflektiert. Das heißt, der Schall wandert wie die Billardkugel zu der einen Wand, wird im gleichen Winkel reflektiert und wandert zur nächsten Wand, wird wieder reflektiert, usw. Der Unterschied: Schall ist schnell. Bei zwei parallelen Wänden mit 5 Meter Abstand wandert der Schall ca. 70-mal pro Sekunde hin und her. Man hört somit die gleiche Welle immer wieder und wieder. Das kann sehr unangenehm sein. Besonders bei glatten und harten Oberflächen kann dieses Hin und Her lange dauern, denn solche Oberflächen reflektieren den Schall wie ein schönes Spiegelbild.
Überlagerung
Der zweite unangenehme Effekt geschieht durch Überlagerung (Interferenz). Wenn zwei Schallwellen in gleicher Lage aufeinandertreffen, können sie sich nämlich verstärken. Auch das Umgekehrte ist möglich, treffen sie leicht versetzt aufeinander, löschen sich Tal und Berg gegenseitig weg. Genau das passiert, wenn eine Welle mit ihrem Echo zusammentrifft. Die Folge sind Verzerrungen von Audiosignalen und unangenehme Töne.
Die Überlagerung spielt vor allem für Recording und Heimkino eine Rolle. Eine Diffusion der Schallwellen vermindert die Überlagerung. Man realisiert dies mit einer unebenen Fläche, an die der Schall abprallt. Dadurch teilen sich die Energien der Welle in viele verschiedene Richtungen auf und Überlagern sich nicht mehr an genau einer Stelle. Für diesen Effekt besitzen viele Akustikpanels Zacken, Pyramiden oder gebogene Formen. Wie dieser hier auf Amazon.
Blickdichter Schallschutz für Fenster
An dieser Stelle ist ganz klar, die besten Ergebnisse bei einem Schallschutz für Fenster erreicht man, indem das gesamte Fenster bei Bedarf abgedeckt werden kann.
Diese einfache professionelle Lösung erfordert nur wenig Handgeschick. Man benötigt dazu eine einfache Holzplatte, die genau an die Vertiefung des Fensters angepasst ist. Auf der einen Seite bringt man nun eine Akustikschaumstoffplatte auf. Für diesen Schritt erzielte ich persönlich mit diesem Sprühkleber für Schaumstoff die besten Ergebnisse. Wichtig ist, dass das Dämmmaterial den ganzen Raum abdichtet und ein paar Millimeter über die Holzplatte ragt. Anschließend kann man das Holzbrett lackieren oder mit Stoff überziehen, damit der Konstruktion auch modisch nichts mehr fehlt.
Pufferzone
Ebenso ist darauf zu achten, dass der Rahmen oder andere Festkörper den Fensterrahmen nicht direkt berühren. Für Schall ist es sehr leicht Vibrationen durch ein Material durchzuschicken. Diese pflanzen sich dann von außen bis nach innen fort und gehen anschließend wieder in die Luft als Schall über. Für eine erfolgreiche Schallisolierung von Fenstern sollte man diesen Körperschall vermeiden.
Mit einer Pufferzone (z.B. Luft, Stoff) kann man diesen Effekt vermindern. Die Vibrationen können über den Luftspalt nicht direkt weitergegeben werden, sie müssen zuerst als Festkörper-Vibration in Schall umgewandelt werden und dann von Schall wieder in Festkörper-Vibration. Diese Umwandlung raubt dem Schall sehr viel Energie.
Alternative:
Wenn man sich das viele Geld für eine Akustikschaumstoffplatte ersparen will, gibt es auch eine Variante mit Handtüchern. Wer hätte es gedacht? Mehrere Lagen von Handtüchern sind eine exzellente Methode, um Schall zu absorbieren! Wenn man alte Handtücher besitzt oder Freunde danach fragt, kostet ein effektiver Schallschutz für Fenster 5€ pro Stück und maximal zwei blaue Daumen.
Konstruktion:
Für den Rahmen benötigt man nur vier Kanthölzer in der Richtigen Länge. Die Länge der Teile richtet sich nach den Maßen der Fenstervertiefung. Diese schraubt man mit zwei Schrauben an jedem Stück zusammen. Für extra Halt kann man Leim verwenden, die Konstruktion ist dann ausreichend stark.
Den Rahmen überzieht man dann mit einem schönen Stoff (oder Handtuch), denn dieser ist außen sichtbar. Dabei sollte der Stoff bis an die Hinterseite des Rahmens reichen. Den Rahmen kann man auch mit einer rechtwinkligen Ösen Schraube und Haken an der Wand befestigen, wenn es keine ausreichend große Fenstervertiefung gibt.
Zuletzt legt man mehrere Lagen an Handtüchern zusammen und näht sie an die Innenseite oder befestigt sie mit kleinen Nägeln am inneren Rand des Rahmens.
Hierbei handelt es sich nicht nur um einen prima Schallschutz für Fenster, sondern auch um eine tolle Methode das Echo in einem Raum zu vermindern. Diese Absorber Panels hängen bei mir überall im Haus.
Nicht zu empfehlen:
Womit ich keine Erfahrung habe und kleine Bedenken habe, ist die Verwendung von Steinwolle als Schallschutz. Diese stellt ungeschützt Gesundheitsrisiken für den Menschen dar, da feine Fasern leicht in die Lunge eindringen und dort Schäden verursachen könnten. Wenn die eigene Konstruktion luftdicht ist, umgeht man eventuell das Problem.
Im Büro oder öffentlichen Räumen sind diese Panels eventuell nicht zu empfehlen, Handtücher erfüllen nicht die Brandschutzbestimmungen.
Schwere Schallschutz-Vorhänge
Schallschutz für Fenster kann auch unauffällig aussehen. Dicke und meist schwere Schallschutz-Vorhänge sind einfach zu montieren und sehr praktisch. Dadurch, dass sie locker und luftig vor dem Fenster hängen, haben sie nicht die besten schallblockierenden Eigenschaften, können aber sehr viel zur Raumakustik beitragen. Schallreflexionen haben hier keine Chance mehr.
Außerdem können die Vorhänge als zusätzliche Schall-Barriere gesehen werden. Man darf von ihnen nicht verlangen, dass sie die gleiche Performance wie die oben angeführten Absorber-Panels besitzen, sie machen aber die bestehende Situation bestimmt um einiges besser.
Außerdem sind diese schweren Schallschutz-Vorhänge exzellent im Schallabsorbieren. Die Geräusche im Raum selbst werden erheblich gedämpft und es entsteht ein fühlbar leiseres Raumklima.
Drei Vorhänge für Lärmschutz kann ich besonders empfehlen.
- Dieser Thermovorhang ist wirklich sehr preisgünstig und sauber verarbeitet.
- Sehr große Farbauswahl und hohe Dichte hat dieser Vorhang auf Amazon.
- Als professionelle Lösung kann ich diesen Akustikvorhang wärmstens empfehlen. Die unglaubliche Dichte und die tolle Schalldämmung zeichnen ihn aus. Wenn einem Stille wirklich wichtig ist, trifft man damit eine sehr gute Wahl.
Qualitätsmerkmale
Vorhänge gibt es wie Sand am Meer. Vorhänge, die vorgeben als Schallschutz für Fenster ideal zu sein, gibt es wie Muscheln am Meer. Es gilt die herauszufiltern, die eine Perle in sich tragen. Dafür muss man genauer hinschauen und untersuchen.
Was den Schall wirklich aufhält, sind dichte, schwere Stoffe, die sehr eng gewoben wurden. Ein Vorhang, der viel Licht durchscheinen lässt, kann gar nicht als Schallschutz fungieren. Dadurch, dass sie ein recht hohes Gewicht besitzen, empfiehlt sich eine sehr stabile, starke Aufhängung, die man verbohren kann. Die meisten Schallschutz-Vorhänge besitzen Ösen. Durch die Verwendung von Ösen können die Vorhänge bis zur Decke abschließen.
Tipps für endlich mehr Ruhe
Die folgenden Schritte sind nach Wichtigkeit geordnet und können im Gesamten einen riesigen Unterschied ausmachen.
Wie im ersten Teil besprochen, ist es sehr wichtig jeden noch so kleinen Luftspalt abzudichten, wenn man die Geräusche von außen abfangen will. Das gilt insbesondere für den Schallschutz für Fenster. Diese Aufgabe können sie nicht effektiv ausführen.
- Deshalb kauft man ausreichend Stoff. Die Vorhänge sollten weit mehr als die Fensterfläche abdecken, insbesondere sollten sie links und rechts einige Zentimeter überstehen, so knapp wie möglich an die Decke anschließen und bis zum Boden reichen. Die Schallschutz-Vorhänge sollten auch an der Wand anliegen. Damit nähert man sich mehr oder weniger der Funktion einer engen Dichtung. Da die Vorhänge schwer sind, sollten sie eine stabile Halterung montieren.
- Lass deinen Schallschutz-Vorhang Falten werfen. Durch die Form der Falten werden auch die tiefen Frequenzen besser gedämpft und gleichzeitig muss der Schall mehr Material überwinden.
- Für noch mehr Stille kauf vier Teile pro Fenster statt zwei. Die doppelte Schicht verbessert den Dämpfungsgrad unglaublich stark. Je mehr Stoff zwischen Fenster und Raum, desto besser.
Professionelle Lösungen
Die meisten Schallschutz-Vorhänge haben in erster Linie das Ziel blickdicht zu sein. Der Schallschutz für Fenster ist dabei ein schönes Nebenprodukt. Bei professionellen Schallschutz-Vorhängen sieht die Sache ganz anders aus. Diese sind zwar um einiges teurer, konzentrieren sich aber auf die Lärmdämmung. Sie sind äußerst schwer, äußerst dicht und besitzen oft mehrere verschiedene Lagen, um den Schall bestmöglich aufzunehmen. Von so einem Akustikvorhang habe ich bereits gesprochen.
Fazit
Meiner Erfahrung nach lässt sich mit diesen Tricks sehr viel verbessern. Ruhige Zimmer und angenehme Akustik tragen sehr viel zum Wohlfühlfaktor bei. In mehreren Studien zeigt sich, dass Lärm das eigene Stresslevel erhöht, selbst wenn die Menschen sich an den Lärm gewöhnt fühlen. Für meine Recordings ist ein ruhiges Zimmer sowieso unabdingbar.
Wir haben viele Themen behandelt, um einen ausreichenden Schallschutz für Fenster zu erhalten. Angefangen mit einer guten, neuen Dichtung und eventueller Justierung des Rahmens über Absorber-Panels bis hin zu schweren Akustik-Vorhängen – mit diesen Schritten bekommt man selbst alte Fenster nachträglich absolut leise.
Wenn man die Möglichkeiten auch noch gut kombiniert, zahlt sich ein Austausch des Fensters für ein teures Schallschutzfenster kaum aus. Das wäre eine Investition in der 1000€ Region. Für die Montage darf man dann noch extra zahlen… und das Trinkgeld nicht vergessen!
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